Spezialisierung ist die Königsdisziplin einer erfolgreichen Positionierung.
Peter Sawtschenko.
Viele Experten neigen dazu, sich verschiedene Geschäftsmöglichkeiten offen zu halten und Abstand vom Thema Spezialisierung zu nehmen, weil sie es für zu riskant halten.
Die Praxis allerdings überzeugt uns vom Gegenteil: es gibt einige Unternehmen, die oft nur eine einzige maßgeschneiderte Lösung für ihre Kunden anbieten und sehr erfolgreich damit sind – wie z.B. IKEA.
IKEA wurde 1943 von einem gerade mal 17-jährigen Ingvar Kamprad gegründet, der unter anderem Brieftaschen, Streichhölzer, Kugelschreiber und Schmuck verkaufte. Vier Jahre später kamen Möbel hinzu, die sich als echter Renner entpuppten. 1951 spezialisierte sich IKEA auf das reine Möbelgeschäft. Heute zählt IKEA zu den erfolgreichsten Unternehmen der Welt.
Ein Erfolgsfaktor liegt dabei mitunter in der Nützlichkeit der Produkte für Ihre Kunden.
Möchtest Du Dich als Experte spezialisieren, um als Hidden Champion aufzusteigen? Die folgenden 10 Tipps zur Spezialisierung helfen Dir dabei:
#1 Identifiziere und fokussiere Deine Kenntnisse und Fähigkeiten.
Wenn Du Dich mit Spezialisierung beschäftigst, musst Du Dich zunächst Deiner Person widmen. Schließlich möchtest Du Dich in eine Richtung spezialisieren, die Deinen Stärken, Interessen, Werten und Deiner Bestimmung entspricht.
Finde heraus und vergewissere Dich…
- welcher der erfolgversprechendste Weg für Dich ist,
- welcher Zielgruppe Du hilfst und
- dass Dein Wunschkunde Dich auch bezahlen kann.
Diese Fragen helfen Dir dabei:
- Was kannst Du und wen interessiert das?
- Was kannst Du besser als andere?
- Welche Engpässe gibt es, die Du speziell mit Deinen Stärken lösen kannst?
- Gibt es Probleme, die Du bereits erfolgreich lösen konntest? Falls ja, welche sind das?
- Welche Trends bringen Deine Entwicklung voran?
- Wie kannst Du Deine Stärken, Werte, Interessen und Bestimmung in eine Spezialisierung umwandeln?
Denk dran: selbst die besten Kenntnisse und Fähigkeiten müssen sich erst im Markt bewähren.
#2 Bestimme Dein Spezialgebiet.
Nachdem Du Dich für ein Thema entschieden hast, kümmerst Du Dich um die Wahl Deines Spezialgebiets. Dazu musst Du keine umfangreiche Marktstudie erstellen. Überlege Dir vielmehr, wie Du den größtmöglichen Nutzen generieren kannst – diese Fragen helfen Dir dabei:
- Welche Leistungen bietest Du an?
- Wie unterscheiden sich Deine Leistungen vom Wettbewerb?
- Bist Du bereits auf einem bestimmten Gebiet spezialisiert?
- Mit welchen Leistungen hast Du den größten Erfolg?
- Wo liegen Deine Stärken bezogen auf Dein Wissen?
- Was treibt Dich an?
- Welche Vision und Mission verfolgst Du?
- Welche Kundenprobleme möchtest Du vorrangig lösen?
Mit Antwort auf diesen Fragen ermittelst Du die Spezialisierung, die für Dich am sinnvollsten ist. Setz dabei nicht alles auf eine Karte. Probiere Dich aus und halte an dem fest, was für Dich funktioniert.
#3 Wähle die passende Strategie.
Spezialisierung kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen, z.B. mit Fokus auf eine Leistung, ein Kundenproblem oder eine Zielgruppe.
Grundsätzlich empfehle ich Dir, dass Du Dich auf die Probleme Deines Kunden und nicht auf Deine Leistung fokussierst. Dadurch erhöhst Du Die Wahrscheinlichkeit, zukünftig neue Lösungsmöglichkeiten zu erkennen:
- Schaue nach ungelösten Problemen und entwickle entsprechende Lösungen. Das können Probleme sein, die Du durch Beobachtungen wahrnimmst oder eigene mit denen Du zu kämpfen hast. Konzentriere Dich auf solche Probleme, die hinreichend nachgefragt werden und für Du die ein starkes persönliches Interesse hast.
- Bei der Wahl Deiner Zielgruppe solltest Du darauf achten, dass sie entsprechend Deiner Leistungen bedienen kannst und für Dich eingrenzt. Bestimme deshalb, welche spezifische Zielgruppe am besten zu Deiner Persönlichkeit und Deinem Erfahrungs- und Interessensprofil passt.
#4 Geh dahin, wo es eng ist.
Wenn Du erfolgreich sein willst, musst Du dorthin gehen, wo es einen Engpass gibt, den Du mit dem richtigen Werkzeug beheben kannst.
Um dies zu gewährleisten, setzt Du konsequent auf Deine Stärken.
Erfülle die Bedürfnisse Deiner Kunden so gut, dass sie bestenfalls gar nicht um Dich herumkommen.
#5 Fokussiere Dich auf Bedürfnisse.
Es hilft, dass Du Dich nicht auf eine einzelne Leistung, sondern die Erfüllung eines Bedürfnisses spezialisierst, das in Deiner Leistung zum Ausdruck kommt.
Orientiere Dich dabei z.B. an den Grundbedürfnissen der Menschen, wie beispielsweise Sicherheit, Sozialbedürfnisse oder Selbstverwirklichung.
Es gibt verschiedene Theorien, die mit dem Konzept von Grundbedürfnissen arbeiten. So zum Beispiel die Maslowsche Bedürfnispyramide, die Konsistenztheorie von Klaus Grawe oder die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan.
Wenn Du Dich auf die Erfüllung von Bedürfnissen fokussierst kommt es darauf an, dass Du Deinen Kunden einen wirklichen Mehrwert bietest.
Tipp: Binde Kundenfeedback ein, um einen tieferen Einblick in die Bedürfnisse, Probleme und Wünsche Deiner Zielgruppe zu gewinnen.
#6 Diversifiziere in die Tiefe.
Oftmals werden Diversifikation und Spezialisierung als Gegensätze angenommen, was aber nicht der Fall sein muss, wenn Du in die Tiefe diversifizierst.
Diversifikation steht im wirtschaftlichen Zusammenhang für das Ausweiten des Tätigkeitsbereichs auf neue Leistungen, Produkte und Märkte. Diese Streuung soll Sicherheiten bringen, kann allerdings auch dazu führen, dass sich die Teilrisiken aufsummieren und so zu mehr Komplexität führen.
Um in die Tiefe zu diversifizieren, konzentrierst Du Dich auf ein konkretes Problem oder Bedürfnis Deiner Zielgruppe und weitest darin Deine Angebotspalette aus.
Beispielsweise spezialisierst Du Dich auf gesunde Ernährung und bietest Rezepte an, die auf das Bedürfnis „Essen“ zurückzuführen sind.
#7 Investiere Deine Energie intelligent.
Halte Dir die Probleme, Bedürfnisse und Wünsche Deiner Kunden stets vor Augen. Ergründe, wer Interesse daran hat, seine Probleme von Dir lösen zu lassen.
Bezugnehmend auf Deinen Wunschkunden, frage Dich:
- Was fehlt Deinem Wunschkunden?
- Wo hadert er?
- Wie kannst Du ihm helfen?
Mit Antworten auf diese Fragen, kannst Du konkrete Bedürfnisse erkennen und folglich entsprechende Lösungen ausarbeiten oder verfeinern.
Tipp: Frage Deine Kunden regelmäßig, was ihnen auf dem Herzen liegt, welche Probleme sie haben und wie Du ihnen helfen kannst.
#8 Verzettle Dich nicht.
Konzentriere Dich auf Dein Kerngeschäft.
Deine Kunden schätzen Dich und Deine Arbeit. Am liebsten möchten sie alles aus einer Hand – von Dir! Allerdings erreichst Du irgendwann den Punkt, an dem Du die Nachfrage nicht allein mit Deinem Kernthema abdecken kannst.
So helfe ich beispielweise Online Startern dabei, ihre Expertenmarke aufzubauen. Ein Teilgebiet ist dabei das Erscheinungsbild der Website, für das u.a. professionelle Fotos benötigt werden. Weil ich diesen Service nicht mit abdecken kann, verweise ich an dieser Stelle auf professionelle Fotografen.
Entscheide Dich, welche ergänzenden Tätigkeiten nicht mehr zu Deinem Spezialgebiet zählen und lagere diese entsprechend aus, indem Du passende Partner an Bord holst.
Denn dadurch…
- kannst Du den Fokus auf Dein Kernthema legen,
- bist Du glaubwürdiger und
- steigerst den Wert Deiner Angebote.
#9 Setz Deine Ressourcen richtig ein.
Ein Erfolgsfaktor für Deine Spezialisierung liegt in der Auswahl und dem Einsatz Deiner Ressourcen, speziell dem was Dich von anderen unterscheidet – Deinem Alleinstellungsmerkmal. Das können beispielsweise Deine einzigartigen Kenntnisse und Fähigkeiten sein, die Du für Deine Kunden nutzbringend einsetzt.
Filtere die Kenntnisse und Fähigkeiten heraus, mit denen Du Dich von der Masse absetzt.
#10 Entwickle Dich weiter.
Wenn Du Dich darum kümmerst, zusätzlich Deine Stärken auszubauen, erkennst Du neue Wege, steigerst Deinen Wert und ermöglichst Dir, Deiner Zielgruppe die bestmöglichsten Angebote zu unterbreiten.
Entwickle auch Dein Angebot kontinuierlich weiter, mit dem Ziel die Bedürfnisse Deiner Kunden zu erfüllen – Innovationen helfen Dir dabei.
Schlusswort
Spezialisierung liefert nur den gewünschten Erfolg, wenn Du Deine Kernkompetenz mit einem Problem Deiner Zielgruppe zusammenbringst.
Analysiere Deine aktuellen Leistungen und konzentriere Dich auf Dein Kerngeschäft. Bleib am Ball, auch wenn es mal schwierig ist und fokussiere die Leistungen, die Deinem Kunden den größtmöglichen Nutzen bieten.
Lass es mich unten in der Kommentarbox wissen: Worauf spezialisierst Du Dich und warum?
P.S. Bitte teile diesen Artikel, sodass auch andere ambitionierte Menschen die Chance haben, sich erfolgreich zu spezialisieren…
Quellen
- Friedrich, Kerstin / Malik, Fredmund / Seiwert, Lothar (2009): Das große 1×1 der Erfolgsstrategie
- Friedrich, Kerstin (2014): Erfolgreich durch Spezialisierung
- Kim, W. Chan / Mauborgne, Renée (2018): Blue Ocean Shift
- Venter, Karlheinz / Friedrich, Kerstin (2017): Spinnovation
1 Antwort zu "10 Tipps zur Spezialisierung für Experten"
Hallo Torsten,
danke für die wertvollen Experten Tipps! Toller Artikel und eine große Unterstützung, um noch gezielter auf meine Wunschkunden zu wirken! Herzlichen Dank! Susanne!